Chronik des Post SV Chemnitz Abt. Hockey
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Chronik des Post SV Chemnitz Abt. Hockey
Vorwort
Der Leser dieser Chronik möge bitte berücksichtigen, dass nur sehr wenig schriftliches Material über unseren Hockeysport vorlag und deshalb das Gespräch sowie die mündliche Weitergabe beim Erstellen dominierten. Durch zur Verfügung gestellte Fotos und aufgefundene Presseberichte konnten schließlich viele Aussagen belegt werden.
Das in Erfahrung Gebrachte haben die Verfasser so gründlich wie möglich zusammengestellt und somit wurde zumindest ein großer Teil Chemnitzer Hockeygeschichte für die Zukunft bewahrt.
An der Chronik haben aktiv mitgewirkt:
Heinz Planer & Gerhard Voigt (Datensammlung, Recherche und inhaltlicher Entwurf)
Karl-Heinz-Dittrich (redaktionelle Bearbeitung, Digitalisierung)
Mirko Rost & Richardis Neubert (Endbearbeitung, Schriftsatz, Druck, Bindung)
Die Verfasser danken an dieser Stelle all jenen Sportfreundinnen und Sportfreunden, die durch die Bereitstellung von Fotos, Artikeln und ihre Erinnerungen zu dieser umfangreichen aber dennoch kurzweiligen Chronik beigetragen haben.
Chemnitz im Juli 2006
Der Chemnitzer Hockeysport vor dem II. Weltkrieg
In Chemnitz wurde bereits ab dem Jahr 1910 Hockey gespielt. Seit dieser Zeit gründeten sich bis zum II. Weltkrieg mehrere Hockeyvereine. Die bekanntesten waren der „CHC 1910“, der „CBC“ und der „Postsportclub“. Es wurde aber auch noch in Arbeitersportvereinen Hockey gespielt. Für unseren Verein ist interessant, dass der Lehrer Rudolf Weitzer, ein Spieler des CHC 1910, in der Dittes-Schule zu Chemnitz 11-12jährige Schüler für den Hockeysport begeisterte. Zu diesen Schülern gehörten auch die später erfolgreichen G. Schneider, G. Pährisch und H. Planer. Gespielt wurde auf einem Rasenplatz in Reichenhain/Erfenschlag an der Gaststätte „Barbarina“. Mit dem Fahrrad gelangten die Schüler zum Training. Lehrer Weitzer brachte stets eine Tasche voller Hockeyschläger mit. Der Platz wurde von den Schülern mit Handrasenmähern gemäht, so dass der Spielbetrieb gewährleistet war. Zu dieser Zeit existierte beim CHC auch bereits eine Jugendmannschaft, dazu gehörten damals auch die späteren Postler H. Merkel und F. Meyer. Der CHC 1910 war ein bürgerlicher Verein. Die Herrenmannschaft bestand fast ausschließlich aus Intellektuellen. So standen bei Heimspielen 9 Autos und 2 Fahrräder (Gebrüder Weitzer) neben dem Hockeyplatz. Über die Spielstärke der damaligen Chemnitzer Vereine wurden noch keine gesicherten Ergebnisse gefunden.
1939 – 1940
Der Lehrer Weitzer wurde zur Wehrmacht eingezogen. Als Folge hatte die Kindermannschaft keinen Betreuer mehr. Beim Postsportclub (PSC) waren in dieser Zeit unter Trainer Hans Kolbe aber noch Bernsdorfer Jungen aktiv. Zu nennen sind z. B. Hans und Rudi Popp und Günter Estler. Diesen Jungen schlossen sich jetzt G. Pährisch, G. Schneider und H. Planer vom CHC an. Auch W. Bachmann und J. Duhme waren im PSC Mitglied.
1940 – 1945
In den ersten Kriegsjahren fanden noch Hockeyspiele im Jugendbereich statt. Im Rahmen der Hitlerjugend gab es noch sogenannte Bannmannschaften in Chemnitz, Plauen, Crimmitschau und Zwickau.
Aber bald wurde der Spielverkehr vollständig eingestellt.
Bild:
Bannmeisterschaften, von links:
Plauen, Crimmitschau und Post SC in der Großkampfbahn, heute Sportforum
Der Chemnitzer Hockeysport nach dem II. Weltkrieg
In den Städten Mitteldeutschlands und auch im Norden der damaligen Ostzone entstehen nach Beendigung des Krieges wieder die ersten Hockeymannschaften, die Freundschaftsspiele austragen. In Chemnitz trifft in dieser Zeit Werner Bachmann mit seinen Freunden Rolf Teichmann, Joachim Duhme und Karl-Heinz Barth zusammen. Es wurden Erinnerungen wach, die sie als Jugendspieler in der Hockeyabteilung des Postsportclubs gesammelt hatten. Im Verlaufe des Gesprächs wurde schließlich der Entschluss gefasst, wieder mit dem Hockeysport zu beginnen. Werner Bachmann konnte infolge einer Augenverletzung selbst nicht mehr aktiv sein, aber er erklärte sich bereit, die organisatorischen Vorbereitungen zu treffen. In Verhandlungen mit der damaligen kommunalen Sportverwaltung erreichte er, dass die Aufnahme einer Hockeyabteilung bei der SG Bernsdorf möglich wurde. Nun galt es, noch bekannte Hockeyspieler aufzusuchen und diese und jene Adresse in Erfahrung zu bringen. Dabei wurde ganze Arbeit geleistet.
1946 – 1947
Der Neubeginn
Am 1. April 1946 war es soweit. Im Restaurant „Oberhof“ am Wilhelm-Külz-Platz fand die Gründungsversammlung der neuen Hockeyabteilung in der SG Bernsdorf statt. Etwa 30 Hockeybegeisterte beiderlei Geschlechts trugen sich in das Gründungsprotokoll ein und gelobten mitzuhelfen, den Hockeysport im zerstörten Chemnitz wieder aufzubauen.
Erster Höhepunkt war die Teilnahme an einem Städteturnier zu Pfingsten 1946 in Leipzig. Ein 0:0 gegen Berlin war bereits ein großer Erfolg. Die Fahrt nach Leipzig in einem offenen Holzvergaser war begleitet von starken Gewittergüssen; sie wird den Teilnehmern ewig in Erinnerung geblieben sein.
Neben der SG Bernsdorf bildeten sich in Chemnitz bald zwei weitere Mannschaften, Chemnitz-Süd und Chemnitz-Kaßberg.
Bei Chemnitz-Süd hatten sich alte und bewährte Spieler des früheren CBC zusammengefunden. Die Mannschaft zeichnete sich durch Routine, Kampfgeist und großes spielerisches Können aus. Bekannte Namen waren u. a. Zschommler, Albrecht, Hansen, Hösel, Dr. Seltmann und Schmieder.
Bei Chemnitz-Kaßberg spielten die ehemaligen Männer des einstigen CHC 1910. Bekannt waren hier u. a. Pfitzner, Clausner, Lippmann und Dr. Schuricht.
So konnten in Chemnitz Spiele gegen diese Mannschaften ausgetragen werden. Aber auch Spiele gegen Dresden-Friedrichstadt (4:0) und Weida (7:0 und 5:1) sind schon zu nennen.
1948 – 1949
Die Organisation des Hockeysports machte die ersten bedeutenden Schritte. In den fünf Ländern Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg wurden sowohl bei den Damen als auch bei den Herren Landesmeister ermittelt.
Aus dem Jahre 1948 ist dazu folgendes bekannt: Der Meister der Stadt Chemnitz hatte gegen den Meister der Stadt Leipzig den Westsachsenmeister auszuspielen. Der Sieger trat danach gegen den Ostsachsenmeister an. So spielte die SG Bernsdorf am 24.07.1948 gegen die SG Chemnitz-Süd um die Stadtmeisterschaft. Das Spiel endete trotz Verlängerung 0:0. Es machte sich deshalb am 28.07.1948 ein weiteres Spiel erforderlich. Nach regulärer Spielzeit endete das Spiel 2:2 unentschieden, nach Verlängerung stand es 3:3. In beiden Spielen konnte also kein Stadtmeister ermittelt werden. Die Spartenleitung Chemnitz entschied, dass die SG Bernsdorf am 01.08.1948 zum Entscheidungsspiel um die Westsachsenmeisterschaft in Leipzig antritt.
Am 01.08.1948 geschah das Wunder von Leipzig. Der große Favorit Zentrum-Süd Leipzig verlor sensationell gegen die SG Bernsdorf auf eigenem Platz mit 1:0. Im Bericht der Volksstimme vom 02.08.1948 hieß es dazu:
Für diese Leistung wurde die Mannschaft durch den FDJ-Kreissportausschuss Chemnitz ausgezeichnet. Der Sport unterstand in dieser Zeit der FDJ.
Ab August 1948 wurde die SG Bernsdorf in die FDJ-Sportgruppe aufgenommen und spielte jetzt unter dem Namen „Vorwärts Bernsdorf“. Besonders erwähnenswert ist an dieser Stelle, dass im Sommer 1948 Heinz Planer aus französischer Kriegsgefangenschaft zurückkehrte und ab Oktober eine wesentliche Verstärkung für die Mannschaft bildete. Zum Aufgebot der Mannschaft gehörten: H. Popp, R. Popp, Hören, Leber, Planer, Felber, Meyer, Drechsel, Schneider, Merkel, Mückenberger, Weber, Pährisch; aber auch Duhme, Mühlmann, Reh, Nestler und Grund kamen zum Einsatz.
1949 war die Zeit der Bildung von Betriebssportgemeinschaften (BSG). Als Folge spielte Vorwärts Chemnitz ab August 1949 für die BSG Post Chemnitz. Im August 1949 trug auch die neu gebildete Frauenmannschaft ihre ersten Spiele aus. Gegen Eintracht Weimar wurde 2:5 und gegen Carl Zeiss Jena 0:7 gespielt. In der Mannschaft standen unter anderem die Sportfreundinnen: Wagner, Claußner, Panhans, Stöhr, Halbhuber und die drei Böhme-Schwestern.
Im Dezember 1949 gründete Heinz Planer in der Diesterwegschule, er war dort inzwischen als Lehrer tätig, eine „Arbeitsgemeinschaft Hockey“. Wie einst sein Lehrer Weitzer konnte er damit viele Schüler für den Hockeysport begeistern. In den Arbeitsgemeinschaften wurde den Kindern eine sinnvolle Freizeitgestaltung geboten. Mit der Bildung dieser Arbeitsgemeinschaft begann die vorbildliche Nachwuchsarbeit bei der BSG Post Chemnitz.
1950
Im August 1950 wurde in Sachsen eine Landesliga gebildet. Bedingt durch die guten Ergebnisse in der Bezirksliga Staffel 4 in den Saisons 1948/49 und 1949/50 wurde Post Chemnitz in die Landesliga eingestuft. In der Zeit vom 06.08.1950 bis 19.11.1950 wurde dabei in einer Hin- und Rückrunde der Sachsenmeister ermittelt.
1951
Es wird erstmalig Hallenhockey gespielt. Die in vorhergehenden Jahren nur als Wintertraining bekannten Hallenspiele wurden 1951 erstmalig wettkampfmäßig durchgeführt. Der DHSV war der erste Hockeyverband der Welt, bei dem Hallenhockey in Wettkämpfen gespielt wurde. Seither hat sich Hallenhockey weltweit als sehr beliebte Sportart entwickelt. Nach Europameisterschaften wurde in der Zwischenzeit auch schon um die Weltmeisterschaft in dieser Sportart gespielt.
Am 21.01.1951 wurde die BSG Post Chemnitz Bezirksmeister im Hallenhockey bei den Männern und Frauen. Das bedeutete die Teilnahme an den Meisterschaften des Landes Sachsen im Hallenhockey am 3. und 4. Februar 1951 in Leipzig. Bei diesen Meisterschaften machte die Herrenmannschaft erneut auf sich aufmerksam. Neben Post nahmen Einheit Südost Leipzig, Stahl Südwest Leipzig, Lowa Niesky, Stahl Riesa und Konsum Zwickau an den Meisterschaften teil. Der Meister und der Vize vertraten Sachsen anschließend bei den ersten DDR-Hallenmeisterschaften in Güstrow.
Die Post-Ergebnisse:
- Post – Niesky: 2:1
- Post – Einheit Leipzig: 5:4
- Post – Konsum Zwickau: 6:3
- Post – Stahl Leipzig: 3:6
Vor dem letzten Spiel gegen Stahl Riesa lag Post auf dem 3. Platz, nur einen Zähler hinter den beiden punktgleichen Leipziger Teams, die bereits alle Spiele absolviert hatten. Ein Sieg würde Post den Sachsenmeistertitel bringen. Bei einem Unentschieden wären alle drei Mannschaften punktgleich. Eine Niederlage würde nur den 3. Platz bedeuten und somit die Teilnahme an den DDR-Meisterschaften unmöglich machen. Diese Ausgangssituation war jedoch Gift für das Nervenkostüm der Postler. Trotz einer 1:0-Führung entstand nicht der gewohnte Spielfluss. Als ein 2. Tor für Post nicht gegeben wurde, riss der Spielfaden gänzlich. Zu Beginn der 2. Halbzeit glich Riesa aus und stellte kurz darauf den 2:1-Endstand her. Damit war der Traum von den DDR-Meisterschaften ausgeträumt.
Diesen Titel holte sich später in Güstrow ungeschlagen Einheit Südost Leipzig vor dem Stadtrivalen Stahl Südwest Leipzig. Post Chemnitz konnte für sich in Anspruch nehmen, als einzige Mannschaft dem DDR-Meister eine Niederlage beigebracht zu haben.
Für Post Chemnitz spielten in Leipzig:
H. Popp, Planer, Schneider, Pährisch, Weber, R. Popp, Meyer und Drechsel.
Die Frauen von Post belegten in Leipzig bei der Landesmeisterschaft Platz 4.